Mit jedem Kneippguss weniger Ballast

Meine Zeit im Allgäu: Kneippkur – Teil 1

Bin ich bereit, Stress hinter mir zu lassen? Während einer Kneipp-Kur im malerischen Allgäu lerne ich, mir selbst zu antworten.

 

Von Dresden schnell mal ins Allgäu? Keine Chance: Die naturschöne Region liegt mehr als 5 Autostunden entfernt und während sich die Kilometer aneinander reihen, denke ich über unsere schnelllebige Zeit nach. Mein Körper befindet sich in einer Blechkapsel auf der Autobahn. Der Geist jedoch wähnt sich schon im Kneipp Sanatorium Bad Clevers. Noch sind beide nicht im Einklang, mein Körper und mein Geist. Geht es nach Kneipp, sollte das aber bestenfalls so sein. Fragt mich jemand nach meinem Wunsch, dann möchte ich genau das. Die Erwartung ist hoch. Es heißt, Bad Clevers ist ein Ort, der Sebastian Kneipps Lehre nicht nur bewahrt, sondern in eine achtsame Gegenwart überführt. In diesem Naturheilbad bin ich richtig. Das fühle ich.

Bad Clevers – wo meine innere Reise beginnt

Das Badehaus von Grönenbach wurde 1671 erstmals erwähnt. Noch heute ist dieser idyllische See erhalten. Gleich daneben eröffnet 1938 Dr. Georg Schmidtchen das 1. Kneippkurheim in Grönenbach – das Bad Clevers. Noch heute wird es von der Familie geführt. Die Tochter des Gründers, Dr. Dunja Angerer-Schmidtchen, begleitet die Gäste als erfahrene Bäderärztin. Sie setzt unter anderem auf Kneipp. Ihre Kinder bringen therapeutisches und betriebswirtschaftliches Wissen ein und das gesamte Team zieht kräftig mit. Es ist ein Ort mit Seele, gewachsen über Generationen. Ein Ort der Schönheit, mit Naturbadesee und kleinem Park. Auf den Wiesen blühen Krokusse mit Schlüsselblumen um die Wette. Es ist Frühling im Allgäu. Im Kräuterbeet zeigen die ersten Blätter ihr Grün. So manches Fröschlein hopst vom See in Richtung Wald, wo in luftiger Höhe jeden Tag Rotmilane kreisen. Bad Clevers - es fühlt sich fast an wie ein verborgenes Kleinod, ein Zufluchtsort, an dem die Zeit langsamer vergeht. Hier darf ich sein, hier starte ich auf eine spannende Reise.

Der Vorabend stimmt aufs Brauchtum ein und das ist ein ganz anderes, als all die Anwendungen mit Wasser und Bewegung und Achtsamkeit. Im Allgäu wird der Winter ausgetrieben – mit einem gehörig großem Funkenfeuer, Musik und Völlerei. Ein bisschen Spaß muss sein und der kommt auf, wenn sich die Gemeinde ums Funkenfeuer versammelt – in Bad Grönenbach, nur 15 Fußminuten von Bad Clevers entfernt. In diesem Ort lernte Sebastian Kneipp Latein. Schließlich wollte er Pfarrer werden.

Wer war Kneipp?

Ich weiß es: Der, der seine Patienten mit kaltem Wasser heilte. Ein kurzer Satz für ein langes Leben. Und was für eins! Meine Antwort ist zu knapp, das spüre ich. Deshalb nehme ich gleich zu Beginn meiner Kur an einem Vortrag teil: Eine Einführung in Sebastian Kneipps Leben, seine Philosophie und seine Anwendungen. Was als einfache Neugier beginnt, wird für mich zum Wendepunkt. Kneipp war weit mehr als der „Wasserdoktor”. Er war Visionär, Naturbeobachter, Praktiker – ein Mensch, der Heilung nicht in Pillen suchte, sondern in der Ordnung des Lebens selbst. Jetzt will ich’s wissen, möchte in dieser Region Antworten auf meine Fragen und bei der Kur Klarheit finden. Deshalb halte ich nicht nur ab dem 1. Tag diszipliniert (Ordnung des Lebens) meine zahlreichen Anwendungs-Termine ein, sondern lasse auch gleich nach 6 Uhr jeden zweiten Morgen einen eiskalten Kneippguss über meine warme Haut rinnen. Atmen nicht vergessen! Aaaaaatmeeeen!


Das Kneippkur-Tagebuch

Teil 1: Mit jedem Kneippguss weniger Ballast
Teil 2:
Die 5 Säulen der Kneippschen Lehre … weiterlesen
Teil 3: Blausternchen & Elfenschlüssel
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Teil 4:
Bad Grönenbach … weiterlesen
Teil 5: Erlebniswanderung
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Katrin Fiedler, geschrieben und fotografiert am 9. März 2025.

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Die 5 Säulen der Kneippschen Lehre

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Funkenfeuer vertreibt im Allgäu den Winter