Das Wallis: Der Gipfel der Genüsse
Die Schweizer sind steinreich. Insgesamt 48 Viertausender können sie vorweisen. 41 dieser gigantischen Riesen, darunter das Matterhorn, stehen im Kanton Wallis. Diese Berge, diese Panoramen und diese himmlische Ruhe – wer das Wallis besucht, erlebt ein Naturparadies, im Winter wie im Sommer. Wellness, Wandern und rauf auf die Bretter. Ob Grün oder Schneebedeckt, die Gebirgszüge warten darauf, entdeckt zu werden. Passionierte Ski- und Snowboardfahrer müssen auch im Sommer nicht auf ihr Vergnügen verzichten. Sie können selbst bei höheren Temperaturen bestens präparierte Gletscherpisten nutzen.
Bewegung, das macht Anne mir gleich am Anfang deutlich klar, Bewegung ist hier alles. Deshalb auch klebt an ihrem Rucksack ein Schild „Zu Fuß“. Und irgendwie stimmt das für alle, die an diesem Abend hinter ihr hergehen. Anne ist Guide und führt auf Schneeschuhen durch den schneesicheren Kanton.
Es ist Nacht und die Berge ragen zackig in den Himmel. Zu unseren Füßen glitzert Crans-Montana, eine schweizerische Gemeinde, die für Wellness, Golf und Luxus steht. Aber auch für Alptouristik. Denn schließlich hat die Natur viel herzuzeigen. Allein diese Lage. Auf einem mit Sonne verwöhntem Hochplateau. Und diese Luft. Nicht ohne Grund wurde hier 1899 die erste Höhenklinik eröffnet.
Schemenhaft heben sich im Dunklen die Maiensässe ab. Kleine Hütten, wo Mensch und Tier gemeinsam schliefen, und die sich zu einem Weiler zusammenschlossen. Maiensäss, so erfahre ich während der Schneeschuhwanderung und beim Besuch des Öko-Museums von Colombire, leitet sich von Mai ab und von ansässig. Denn im Mai wurde das Vieh auf den Berg getrieben. Dorthin, wo das Gras besonders grün ist.
Besonders schmackhaft ist das Raclette, was in der Raststätte des Weilers Colombire auf den Tisch kommt. Walliser Raclettekäse gilt als der beste der Schweiz. Geschmolzen am offenen Kamin und serviert mit warmen Kartoffeln, schmeckt er nach einer Wanderung noch mal so gut.
Runter mit den Kalorien, rein ins größte Ski-Gebiet der Schweiz. Nur eine Fahrtstunde vom kleinen, feinen Crans-Montana entfernt, befindet sich Nendaz. Auf 400 Kilometern bieten die dortigen vier Täler alles, was Wintersportler mögen – von der so buckeligen wie steilen Naturpiste bis hin zur breiten Abfahrt für entspannte Cruiser. Absolut magisch sind die Ausblicke auf die Bergwelt, vor allem im 3.330 Meter hoch gelegenen Mont-Fort. Wem der Atem in dieser Höhe nicht verschlägt, der hält hier spätestens die Luft an, wenn der Blick auf die mehr als 50 Viertausender (einige liegen schon in Frankreich oder Italien!) schweift. Das Who's Who der Berggiganten reicht vom Mont-Blanc bis zum Matterhorn. Wem dann die Knie zu weich sind für eine der steilsten Pisten der Schweiz (40% Gefälle), der nimmt entspannt die Kabinenbahn zurück ins Tal.
Nendaz, Veysonnaz, Verbier, Thyon und La Tzoumaz zählen zu den 4 Tälern und haben sich zu einem Verbund zusammengeschlossen, mit zahlreichen touristischen Angeboten wie etwa einen gemeinsamen Skipass. Es lohnt sich jedoch, jeden Ort ganz in Ruhe zu erkunden. So gibt es etwa um Nendaz acht sogenannte Suonen. Sechs davon bewässern noch heute Weiden und Wiesen. Entlang dieser Kanäle kann auf einem 98 Kilometer langen Wanderwegenetz ein Stückchen Geschichte, vor allem aber die klare Luft des Schweizer Kantons geatmet werden. Der Gipfel der Genüsse!
Jemand gut bei Puste?
Toni heißt er. Eigentlich Antoine, denn schließlich sind wir im französisch-sprachigen Teil der Schweiz. In Nendaz, der Hochburg der Alphornbläser. Das wiederum ist unter anderem Antoine zu verdanken, der wie sein Vater und Bruder derart kunstvoll bläst, dass es sich herumspricht. Einfach die Lippen ans Holz legen und schon kommen die Töne. Jedenfalls ist das beim Nendaz Alphornquartett so, was der Toni leitet. Sein Lieblingssong ist „Aux Champs-Elysées“. Kaum zu glauben. Doch einem etwa 3,60 m langen Alphorn sind bis zu 15 Töne zu entlocken. Gebogen ist das Holz der Rottannen-Stämme übrigens, weil die Bäume vor dem Instrumentenbau an Hängen wuchsen.
Kurse für Gäste gibt's immer donnerstags. Dann zeigen Musiklehrer und passionierte Alphornbläser wie gespielt wird. Profis finden sich alljährlich bei einem Wettbewerb auf dem Internationalen Alphornfestival in Nendaz zusammen. Bis zu 100 Menschen blasen dann gekonnt in ihre Alphörner – ein echtes Spektakel. Das Musik- und Volksfest findet alljährlich im Juni statt.
Hättet Ihr's gewusst?
Von allen Ostdeutschen macht niemand so gerne Urlaub in der Schweiz wie die Sachsen. Sie erzielen laut Schweiz Tourismus 4,6 % aller Übernachtungen aus Deutschland. Überdurchschnittlich beliebt sind dabei Reisen im Sommer. Dort sind die Sachsen für 7,1 % aller Übernachtungen in der Schweiz aus Deutschland verantwortlich. Ebenfalls populär sind Städtereisen, bei denen die Sachsen 4,7 % aller Logiernächte erzielen. Wichtigste Urlaubsregionen: Graubünden (31,8 %), gefolgt von Bern (20,6 %) und dem Wallis (14,6 %). Beliebte Aktivitäten sind Ausflüge mit Bergbahnen (55,20 %) und Wanderungen (53,2 %).
Eine Bahn zum Knutschen
“Pünktlich wie die Schweizer Bahn” ist ein Satz, der adelt. Zurecht, denn die Schweizer wissen, warum sie diese Art des Reisens wählen. Das Bahnnetz ist derart durchdacht, dass es keine langen Wartezeiten, keine stressigen Umstiege und fast nie Verspätungen gibt. Mit einem Swiss Travel Pass können Bahn, Bus und Schiff, inklusive Premium Panoramazüge wie Glacier Express, Bernina Express, GoldenPass Line oder Gotthard Panorama Express genutzt werden. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel in mehr als 90 Städten der Schweiz sowie freier Eintritt in mehr als 500 Museen und 50 % Rabatt auf die meisten Bergausflüge sind inkludiert.
Katrin Fiedler: geschrieben und fotografiert am 24. Februar 2019