Venedigs „Gemüseinsel”: Frischer als dein Salat!

Radiccio ist malerisch schön, super gesund und schmackhaft. Den Sorten der Gemeinen Wegwarte wurde in der italienischen Provinz Venetien sogar eine Straße gewidmet.

 

Was hat es mit Venedigs „Gemüseinsel” auf sich? Wo gibt es frischen Fisch und knackiges Gemüse zu kaufen? Und wie heißt die Osteria meiner Wahl?

Die Italiener lieben gutes Essen. Und das gelingt ihnen nur, wenn die Zutaten frisch sind. So leistet sich Venedig eine eigene „Gemüseinsel”. Jedenfalls sagt man das so über Sant’Erasmo.

Mit dem Vaporetto dauert die Fahrt zu dieser kleinen Insel etwa 40 Minuten. Geruhsam gleitet das Schiff durch die Lagune von Venedig. Selbst wenn der Himmel grau und das Wasser blass aussehen, ist das ein schöner Anblick. Diese Art der entschleunigten Fortbewegung entspannt ungemein.

Es ist still im Winter

Keine Touristen. Die Bauern und Gärtner haben sich nach innen verzogen. Unter freiem Himmel sind die silbergrauen Blätter erster Artischocken zu sehen, der Delikatesse, für die Venedigs „Gemüsegarten” bekannt ist. Diese violetten Artischocken gelten als feiner und werden auch roh gegessen. Sie lassen ihre Mitbewerberinnen blass aussehen. Der aromatische Geschmack der Sant’Erasmo-Artischocken kommt vom Lagunenboden. Der ist salzig und fruchtbar. Deshalb auch wachsen hier natürlich noch viel mehr Gemüsesorten und die sind frischer, als dein Salat aus dem Supermarkt!

Die bereits für die kommende Saison vorbereiteten Felder sehen wir, als wir mit dem Fahrrad gemütlich über die halb verwaiste Insel fahren. Die Räder haben wir am Straßenrand gefunden. Es sind klapprige, von der feuchten Meeresluft angerostete Leihräder. Sie kosten uns keinen Euro. Achtlos hat man sie abgestellt. Sie sind noch nicht für die Saison präpariert. Denn die ist eher in den Sommermonaten.

Wir radeln drauflos. Irgendwo kläfft ein Hund. Es gibt also Leben auf Venedigs „Gemüseinsel”. Aber eben wenig. Und das ist auch in den Sommermonaten nicht viel anders.

Felder und Weinberge, keine Menschenmengen wie in Venedig, wer’s ruhig mag, der besucht die „Gemüseinsel”. Flach wie sie ist, fällt das Radeln leicht und der natürliche Strand ist stets erreichbar. Zwar wird das meiste Gemüse nach Venedig verschifft. Hier aber gibt es die frischen Köstlichkeiten auch – in lokalen Trattorien. Sie werden zusammen mit Fisch und Lagunenwein serviert. Denn den gibt es hier ebenso. Schließlich hat die Insel zwei kleine Weingüter – La Vigna del Mar und Orto di Venezia. Doch leider, leider: Im Winter ist hier alles geschlossen.

Auf den Geschmack gekommen

Also zurück nach Venedig, wo auf Märkten sämtliche Leckereien erhältlich sind. Wer noch nicht weiß, was er abends kochen möchte, kommt hier auf den Geschmack. Und wenn die Küche in der Ferienwohnung einmal kalt bleibt, gibt es jede Menge Restaurants zur Einkehr. Meine Empfehlung: Osteria „La Bitta”. Dunkles Holzgestühl, Papiertischdecken, traditionelle Fleischgerichte (wie etwa Leber nach venezianischer Art mit Salbei), regionalen wie saisonalen Zutaten. Die stehen auf der täglich wechselnden, mit der Hand geschriebenen, Speisekarte. Eine gut sortierte Weinkarte gibt es extra. Und die Desserts sind ein Traum. Es empfiehlt sich dringend, zu reservieren, denn dieses authentische Restaurant ist sehr klein. Die Gäste erhalten einen Timeslot von 2 Stunden und bekommen eine unglaublich gute Küche serviert. Fazit: Venedig ohne Fischgerichte? Hier wird gezeigt, dass das geht! Vor allem mit frischem Gemüse von stadteigenen Garten Sant’Erasmo.

Verbindungen nach Sant’Erasmo

  • Wer in Fondamente Nove (Nordseite) in die Linie 13 steigt, gelangt mit dem Wasserbus zum Beispiel zur Hauptstation, Sant’Erasmo Capannone.

  • Nach einem Bummel durch Murano, der berühmten Glasbläserinsel, kann man das Schiff nehmen und in nur 15 Minuten an der Gemüseinsel anlegen.

  • 5 bis 10 Minuten Wasserstrecke sind es von Burano.

Weingüter auf Sant’Etasmo

Orto di Venezia spezialisiert auf handgemachten, hochmineralischen Weißwein. Weingutbesichtigungen sollten vorher per E-Mail bei Orto di Venezia angemeldet werden.

La Vigna del Mar bietet nicht nur eigene Weine und Prosecco, sondern auch Übernachtungen. Auch das Weingut La Vigna del Mar empfiehlt, vorher zu buchen.

Einkaufen und gut speisen in Venedig

Prescheria (Fischmarkt), Ebosteria (Obst und Gemüse) – Campo della Pescaria, 30125 Venezia. Hier gibt es auch Lagunen Garnelen oder Softshell-Krabben. Geöffnet: dienstags bis samstags von 7.30 bis 12 Uhr.

Meine Restaurantempfehlung:

„La Bitta” im Stadtteil Dorsodura, Calle Lunga San Barnaba, 2753/A, 30123 Venedig. Geöffnet: montags bis freitags von 19 bis 22 Uhr. Unbedingt unter Telefon +39 (041) 523 0531 reservieren.


Katrin Fiedler, geschrieben, fotografiert und verkostet am 21. Februar 2023.

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Wenn die Maske fällt, zeigt Venedig sein wahres Gesicht