Der Fußball ist rund wie die Welt

2013 errichtet, war das Stadion mit Platz für mehr als 45.000 Zuschauern Austragungsort der Universiade. Die Kasan-Arena war 2018 Austragungsort des WM-Spiels Südkorea-Deutschland und endete für Deutschland mit einem Desaster – 2:0.

Fußball-WM 2018: Bald rollt der Ball in Russland. Was erwartet Jogis Jungs?

Vom 14. Juni bis zum 15. Juli findet im flächenmäßig größten Land der Erde die 21. Weltmeisterschaft statt. Insgesamt 64 Spiele werden in Russland ausgetragen – in elf verschiedenen Städten.

“Unsere” ersten drei Spielorte sind so unterschiedlich wie schön. Titelverteidiger Deutschland darf bei seinen Gruppenspielen in Moskau, Sotschi und Kasan antreten. Die meisten Tickets sind bereits verkauft. Doch auch wer nicht live dabei sein kann, wird vom Sofa aus mitfiebern. Und – vielleicht – angesichts der schönen Bilder von unseren Spielorten Lust auf einen Besuch bei den russischen Nachbarn entwickeln.

Das sind die drei “deutschen” Austragungsorte:

 

Moskau – Junge Stadt in alten Mauern

Mehr als zehn Millionen Menschen wohnen in Moskau. Damit gilt die russische Hauptstadt als größte City Europas. Und sie hat unglaublich viel zu bieten: Kreml, Basilius-Kathedrale, Bolschoi-Theater – Sehenswürdigkeiten, von denen jeder schon mal gehört oder die er im TV schon bestaunt hat. Wer jedoch ein Gefühl für das pulsierende Leben Moskaus entwickeln möchte, der sollte sich ohne Ziel durch die Stadt treiben lassen. 

Allein mehr als 600 Kirchen gibt es in der Stadt. Steigt man tiefer in die Geschichte ein, wird schnell klar, warum sich die Metropole einst als “3. Rom” verstand. 

Ein wunderbares Fortbewegungsmittel ist die legendäre Metro. Legendär, weil jede ihrer Stationen an architektonischer Opulenz kaum zu übertreffen ist. Im Winter bevölkert hier die Jugend die Treppen. Kommuniziert und knutscht. Im Sommer aber feiert, tanzt und atmet sie in vollen Zügen Frischluft im Gorki-Park. Der wohl angesagteste Park in Moskau. Nicht nur, weil er malerisch am Ufer der Moskwa liegt. Skaterpark, Beach-Volleyball, Yoga, Fahrrad- und Rollerskates- und im Winter Eislauf-Wege – der 1927 eröffnete Park ist ein Eldorado für Aktivisten. Ein Platz, wo vor allem die Jugend das Sagen hat. Die sich übrigens auch für Stunden Arbeitsplätze anmieten kann oder in Sitzsäcken ihr Business vorantreibt. WLAN gibt es im gesamten Areal. So ist der Gorki-Park gleichzeitig ein weltläufiges Labor, was magisch anzieht.

Übrigens: Das Spiel Deutschland-Mexiko endete im Olympiastadion Luschniki mit einem 0:1.

Sotschi – Kurort mit viel Küste

Sonne, Strand und Palmen – Sotschi ist der Sehnsuchtsort der Russen. Nicht ohne Grund nennen sie ihn russische Riviera. 

145 Kilometer lang schlängelt sich der Bade- und Kurort entlang der Schwarzmeer-Küste. Die dramatische Kulisse dazu bilden die schneebedeckten Berge des Nordkaukasus. Bergsteigen, Drachenfliegen, Tauchen, Segeln, Aquabiking, Skilaufen – der Badeort bietet Freizeitsportlern (je nach Saison) jede Menge Abwechslung. Auch der riesige Nationalpark mit seinen Felsschluchten, Höhlen, einer einzigartigen Flora und Fauna lohnt einen Abstecher.

Sotschi galt als “Datsche Stalins”. Es war ein Arbeiterkurort. Historische Hotelkomplexe, Parks und unzählige Statuen und Monumente künden noch heute von Glanzzeiten. Wer die Stadtteile erkundet, wird unweigerlich im Stadtteil Chosta mit seiner mittelalterlichen Festung. Sie befindet sich inmitten des etwa 300 Hektar großen und von Eiben und Buchsbäumen geprägten Naturschutzreservats “Tiso – Samschitowaja Roschtscha”.

Aber auch im Zentrum Sotschis geht es grün zu, im Botanischen Garten “Dendarium”, von dem der Blick direkt über die Stadt reicht. Wer im Herzen der Stadt bummelt, stößt außerdem auf die Kathedrale des Erzengels Michael, die als älteste orthodoxe Kirche der Region gilt, und kann seine historischen Lücken im Geschichtsmuseum schließen. In 14 Hallen haben sich die Kuratoren der Geschichte, Kultur, Natur und den Persönlichkeiten Sotschis gewidmet.

Glück gehabt: Im Fisht-Stadion erspielte die Nationalelf gegen Schweden ein 2:1.

Entspannt mit dem Zug durchs Land

Warum fliegen, wenn die Welt im Zug zu Gast ist? Wer ein Ticket für ein Spiel in der Tasche hat, der reist während der Fußball-WM umsonst. Besser gesagt: kostenlos. Denn für die Ausgestaltung dieses internationale Event ließ sich das Land nicht lumpen. Es setzte landesweit moderne russische Bahnen ein, die die Austragungsorte verbinden. Keine offenen Waggons, sondern Viererabteile. Keine harten Pritschen, sondern bequeme Liegen, ausgestattet mit frischem Bettzeug. Neben dem freundlichen Personal betreut je ein Russe einen Wagon. Und zwar einer, der verschiedenen Sprachen spricht. Und der Schaffner? Er kümmert sich unter anderem darum, dass der Samowar immer schön heiß ist. Schließlich darf der Tee auf der Reise nicht ausgehen. Deutsch oder Englisch spricht unser Schaffner nicht. Aber dafür hat er einen Googel Übersetzer. Einfach die Worte eintippen und die Welt kommuniziert bequem im Zug. Das Leben kann so einfach sein.

Wir fahren mit der Bahn von Moskau nach Kasan. 793 Kilometer durch ein Land, was die Welt zu Gast hat. Mit im Abteil: eine Südkoreanerin, die in Deutschland studiert. In ihrem Gepäck hat sie ein T-Shirt mit Deutschlandflagge und für ihr Gastland wird sie auch kräftig voten. Nach mehr als 10 Stunden und einer bequemen Nacht im internationalen Zug wird das Spiel stattfinden. Ihre gedrückten Daumen und unsere anfeuernden Rufe im Kasaner Stadion, der WM-Arena, halfen am nächsten Abend nix. Aus für Deutschland! Nach Moskau und Sotschi endete in Kasan ein Traum. Die Stadt jedoch sollte unbedingt besichtigt werden.

Kasan – eine 1000-jährige Schönheit

Geht doch: Mehr als 100 Nationalitäten leben in der Hauptstadt der Republik Tartastan. Sie gilt als Zentrum des Islam in Russland. So wundert’s nicht, dass auf dem Areal des Kasaner Kremls neben historischen Bauten wie der russisch-orthodoxen Mariä-Verkündungs-Kathedrale auch eine imposante Moschee errichtet wurde.

Die Kul-Scharif-Moschee ist die Zweitgrößte Europas und nur ein steinernes Zeugnis der verschiedenen Kulturen, die den Kasaner Kreml prägen. Auch der 1845 errichtete Palast des Gouverneuers zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sein 58 Meter hoher und roter Sjüjümbike-Turm gilt nicht nur als schiefster der Welt, sondern ist auch das Wahrzeichen der Stadt. Heute ist der Palast Sitz des Präsidenten der Republik.

Tatarisch mutet auch das farbenfrohe Stadtviertel mit seinen Holzhäusern an der ul. Kayma Nasyri an. Natürlich – schließlich ist Kasan ihre Hauptstadt. Hochmodern dagegen empfängt die Arena von Kasan die Fußballfans. Selbst draußen hat man eine super Aussicht: Die Arena hat den größten Freilichtbildschirm Europas zu bieten.


Katrin Fiedler: geschrieben und fotografiert im Juni 2018

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